Diese Haare….
Krauselocke Nicole berichtet: Diese Haare….
…höre ich oft und immer voller Bewunderung. Diese Haare! Dachte ich oft verzweifelt und resigniert, wenn ich morgens vor dem Spiegel stand und die Spuren der Nacht auf meinem Kopf betrachtete: zerdrückt, undefiniert, glanzlos, verstrubbelt. Mit allen mir möglichen Mitteln wieder in Form gebracht, ging es dann meist gerade so. Ja, ist o.k.. Okay halt, selten richtig gut, manchmal zufriedenstellend. Ein ewiges Thema!
Mein Mann kriegt oft die Krise, wenn ich schon wieder von meinen Haaren anfange. Er hat dünne, glatte Haare, die einfach nur runter hängen. Auch nicht toll. Aber immer noch besser als… oder?
Ich heiße Nicole und komme aus Berlin, wohne aber seit sieben Jahren in Basel. Ich bin 44 Jahre alt und habe drei Kinder. Mein Sohn und meine beiden Töchter haben alle glatte Haare, die eine ist sogar richtig blond (manchmal kommt es mir vor, als ob mich die Leute auf der Straße für ihre Nanny halten. „Ach wie ungewöööhnlich! Aber doch, ja, die dunklen Augen hat sie von Ihnen, oder?“ Äh ja, das und einiges andere…).
Mein Vater ist Senegalese, meine Mutter Deutsche. Ich bin in den 70ern am Stadtrand von Berlin aufgewachsen und meine Lieblingsbands waren Boney M und Abba. Blonde, glatte, lange Haare wie Agneta wollte ich haben, nicht diese krausen Locken, die meine Mutter jeden Morgen mit einem grobzinkigen Kamm durchwalkte, dass mir die Tränen kamen.
Mit 14 habe ich mir die Haare zum ersten Mal glätten lassen. Während meine Mutter mit einer Dauerwellfrisur herumlief, ließ ich mir das gleiche Zeug auf die Haare schmieren, um sie „schön glatt“ zu bekommen. Mit der damals angesagten Popperfrisur (Seitenscheitel, auf der einen Seite kürzer als auf der anderen) fühlte ich mich wie ein neuer Mensch.
In den folgenden Jahren habe ich viel herum experimentiert. Mein Traum von langen Haaren hat sich nie ganz erfüllt, denn ich musste sie immer wieder abschneiden, weil sie von der Chemie so brüchig und strohig wurden. Jahrelang habe ich mir die Haare über eine große Rundbürste glatt geföhnt, ein Wahnsinns-Aufwand. 2-3 Mal im Jahr wurden sie relaxt, mittlerweile mit einer Glättungscreme aus dem Afroshop, was zwar gut funktioniert hat, aber stets ein schales Gefühl von Haarvergewaltigung hinterließ.
Manchmal hatte ich die Schnauze voll und habe sie kurzerhand abgeschnitten, hab dann zwei Tage lang geheult, bis ich mich an meinen neuen Look gewöhnt hatte, es war ein ewiges Hin und Her, aber die ganze Zeit über habe ich sie immer relaxt.
Irgendwann- ich war schon über 30 – habe ich beschlossen, sie nicht mehr glatt zu föhnen oder mit dem Glätteisen zu malträtieren. Ich ließ sie von nun an immer an der Luft trocknen. Sommersonne, leichter Wind: perfekt. Winter, eisige Kälte, trockene Luft: schwierig.
Ich habe feines Haar, eher dünn. Das Volumen entsteht durch die Locken, aber das wissen die meisten Leute nicht, sie (und einige Friseure) meinen, Afrohaar sei immer dick und füllig. Vor einigen Jahren war ich ziemlich krank und das hat sich schnurstracks auf die Haare ausgewirkt: Sie sind innerhalb kurzer Zeit total ausgetrocknet und fielen später auch büschelweise aus. Ich habe dann eine Rohkostdiät gemacht (hart, aber gut) und nach drei Monaten hatten meine Haare wieder Glanz und waren komplett gesund. Das hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass Schönheit tatsächlich von innen kommt. Die ganzen Pflegeprodukte können nur unterstützend wirken.
Ich habe eine Menge Sachen ausprobiert. Verschiedene Shampoos und Conditioner verschiedener Marken, lange Zeit war die Garnier Fructis Reihe mein Favorit, bis mein Mann meinte, er bekomme asthmatische Anfälle, wenn er das nachts neben mir einatmen müsse. Er ist da anfällig und so habe ich, nach der ersten Wut auf ihn, darauf verzichtet. Silikone und Mineralöle wurden ein Thema, obwohl ich sagen muss, dass ich da immer noch nicht wirklich durchblicke.
Letztens habe ich den Conditioner von Kerastase getestet. Er beinhaltet aber Mineral Oil, was sich nach zwei Haarwäschen schon gezeigt hat: scheinbar butterweich, trocknet meine Haare aber ruckzuck aus. Ich bleibe also beim Olive Oil Conditioner aus dem Afroshop, der funktioniert recht gut. Ein sündhaft teures Öl und einen Leave-in Conditioner von Redken tun ganz gute Dienste. Ich habe mir jetzt mal die Honey Love Hairmilk von SheaDo bestellt, nachdem ich im Krauselocke-Forum ein Video dazu gesehen habe. Mal schauen..
Ich möchte jetzt aufhören mit dem Relaxen. Ermutigt von vielen Berichten schöner und starker Krause Locken habe ich entschieden, es auch zu versuchen. Noch vor ein paar Tagen stand ich vor dem definitiven Big Chop, als ich auf die Krause Locken Seite stieß. Das hat mich dann relativ schnell umgestimmt. Ich bin zu der Friseurin meines Vertrauens gegangen, habe mir die Spitzen schneiden lassen und bin fest entschlossen, von nun an keinen Relaxer mehr an meine Haare zu lassen. Ich will endlich Schluss machen mit diesem ganzen Quatsch. Denn nach all diesen Jahren böser Haarquälerei (und ich spreche hier nur für mich, das muss und soll jeder für sich selbst entscheiden) realisiere ich immer mehr, dass ich meine Haare echt liebe und mich mit ihnen wohl fühle.
Meine Freundin Karin hat dichtes, volles Haar mit großen Locken, sie sieht echt toll aus. Sie sagte gestern, es sei ihr nicht genug, sie hätte gern „Big Hair“, so wie ich es habe. Ich hab´s als Kompliment genommen und mich gefreut. Endlich.
hallo zusammen,
ich hab per zufall von der tollen seite erfahren und finds echt aufbauend von vielen verschiedenen menschen und ihren haaren zu lesen. seit nun knapp 14 jahren schneide ich meine haare kurz, momentan auf 3mm weil ich einfach unglücklich mit ihnen bin. allerdings habe ich mir jetzt vorgenommen sie mir wachsen zulassen. ich hoffe sehr das ich es schaffe durchzuhalten und nicht wieder frustriert zur haarschneidemaschiene greifen werde.:)
Vanessa + lg aus berlin